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2007 - Rheinsteig von Linz bis Rengsdorf

Geschrieben Juni 2007

Das erste mal auf dem Rheinsteig war toll, also sollte meine zweite Etappe nicht schlechter werden. Da ich diesmal schon wusste, was mich erwartet, war ich auch etwas besserer aus gerüstet: keine Lampe, dafür mehr zu Essen und zu Trinken. Ich habe mein Gepäck vor der Abfahrt mal gewogen und mich gewundert, wie schwer doch sieben Kilo sein können. Davon immerhin drei Kilo Wasser und 1 Kilo Futter. So gerüstet standen Markus Hinz und meine Wenigkeit als letzten Sonntag in Linz am Bahnhof, um das Stück Rheinsteig von hier bis Rengsdorf unter die Sohlen zu nehmen.

Die ersten paar Km kannte ich schon vom letzten mal her und fühlte mich stark an diesen oder jenen Baum etc. erinnert. Immer wieder musste ich Markus erzählen, was ich letztes mal an der Stelle gesagt, oder getan hatte. Zu seinem Glück erreichten wir schon bald die Grillhütte, die uns vor gut einem Monat vor dem Gewitter geschützt hatte. Ab hier war dann auch für mich Neuland.

Dabei begann diese Strecke gleich mit einer besonderen Gemeinheit: der Weg lief an einem Sportplatz zwischen Geländer und Wald entlang, um dann mitten auf der langen Graden unvermittelt in den Wald ab zu biegen. Daß es dabei steil bergauf ging versteht sich beim Rheinsteig fast von selbst. Trotzdem sind die Anstiege auf dem Weg von Linz nach Rengsdorf nicht ganz so lang wie im Siebengebirge. Auch die Abstiege sind fast alle so flach, daß sie gelaufen werden können. Auf den ganzen 53km kommen „nur“ gut 1500 Höhenmeter zusammen, also fast 1000 weniger als auf dem ersten Stück. Immer wieder führt der Weg parallel zum Hang, oder in leichter Wellenlinie ohne große Anforderungen zu stellen. Aber schön ist er immer, der Rheinsteig! Herrliche Ausblicke, wie hier über Bad Hönningen, wechseln mit verträumten Waldpfaden ab.

Bei Bad Hönningen

Am Ortsende von Bad Hönningen kommt der Rheinsteig bis fast zur Uferstraße runter. Diese Straße am Ostufer des Rheins wäre natürlich viel leichter zu laufen, und sicher auch viel kürzer. Das sieht man an diesem Schild, daß wir nach über zwei Stunden erreichen. Aber von den bis dahin gelaufenen 16km möchte ich keinen einzigen missen.

Auf der Straße wäre es leichter gewesen

Bis wir die Brohler-Ley erreichen, fällt mein Blick immer wieder zurück auf die Erpeler-Ley bei Remagen, wo Markus Weißberg und ich letztes mal Pause gemacht haben: zum greifen nah, eigentlich nur ein Katzensprung, und trotzdem so viele Stunden Lauferei. Kurz vor Leutesdorf hat der Rheinsteig für gut einen Km ein anderes Gesicht, denn es geht sehr steil bergab. An einer Stelle sind hier sogar Klettersteig-Artige Stahlseile gespannt. Von dieser Stelle aus geht es noch gute 100 Höhenmeter weiter über einen Weinberg runter, wo der Weg tatsächlich Schwindelfreiheit erfordert. Ich bin hier heilfroh, daß Markus und ich bei der ersten Etappe nicht so verrückt gewesen sind, die Nacht hindurch weiter zu machen. Spätestens hier hätte der Versuch ein böses Ende nehmen können. Aber wo es bergab geht, muß es auch wieder bergauf gehen, und so klettert der Weg den nächsten Weinberg wieder hoch. Schön zu sehen sind hier ab und zu die kleine Unterstände der Weinbauern aus früheren Jahren.

Bei Gewitter besser als Nichts

In Leutesdorf selber bitte ich einen freundlichen Anwohner um Wasser für meinen Trinkrucksack und bekomme es selbstverständlich auch. Die Wasserversorgung ist in der Tat die einzige Schwachstelle des Rheinsteigs, da er fast ausschließlich außerhalb besiedelter Gebieter verläuft und nur sehr selten Gasthäuser streift. Aber eine Bitte um etwas Wasser für einen Wanderer, die hier in Deutschland wohl nicht so häufig gestellt wird, entspricht jeder gern, so daß ich dann mit vollem Tank weiter konnte.

Ich war ab Leutesdorf etwas schneller als Markus unterwegs und inzwischen alleine und auf Zielkurs. In aller bester Laune habe ich also meinen Mp3-Player auf gesetzt, gute Musik angemacht und mich vor lauter überschwang gleich mal um gut 300m verlaufen. Pure Dummheit, denn es sind immer und überall auf dem Rheinsteig genug Schilder vorhanden gewesen. Ich hätte nur besser hin schauen müssen. Egal, jetzt würde mich vor Rengsdorf nichts mehr aufhalten, auch nicht dieser kleine Baum oder die paar Hügelchen: ich war wie beflügelt. So gut drauf war ich seit dem P-Weg nicht mehr. 50km in den Beinen und noch richtig Power für zum Schluß: tolles Gefühl.

Auch das hält mich nicht mehr auf

Die halbe Stunde, die ich in Rengdorf auf Markus gewartet habe, habe ich in der Eisdiele verbracht. Danach sind wir zusammen mit dem Bus bis Neuwied und von da aus mit dem Zug nach Linz zurück gefahren. Fahrzeit insgesamt gut eine Stunde und nur sechs Euro pro Person! Unterweg haben wir am Zugfenster geklebt und immer wieder das steile Rheinufer hinauf zur Strecke geblickt:“ hier war..“ , „ je genau da...“

Fazit: ein ganz toller Tag und der Rheinsteig ist immer noch soo lang...



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