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Christian Hottas - Gar nicht verückt ist auch nicht normal!

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2008 Rheinsteig von Assmannshausen bis Wiesbaden

Geschrieben Mai 2009

Der Tag war endlich gekommen, er musste einfach irgendwann kommen: der letzte Teil des Rheinsteig. Und sogar Markus ist mit dabei, wir werden also gemeinsam unterwegs sein. Zusammen fahren wir mit dem Auto bis Wiesbaden, und von dort mit dem Bummelzug nach Assmannshausen, wo ich den Rheinsteig im Mai verlassen habe. Es kommt mir sehr lange vor, so viele schöne Läufe habe ich seither machen dürfen.

Da der Rheinsteig in Assmannshausen fast bis zum Bahnhof runter kommt, ist der Abzweig, wo ich ihn verlassen habe schnell erreicht. Da gibt's dann aber eine kleine Erkenntnis, denn bis Rüdesheim sind es von hier aus nicht nur drei Km, wie ich gedacht hatte, sondern laut Schild etwas mehr als sieben. OK, das geht trotzdem.

Es ist schon recht kühl und herbstlich an diesem September-Morgen, ich spüre das ich heute nicht nur meinen Rheinsteig beende, sondern auch das Lauf-Jahr. Um so schöner versucht mich der Herbst von seinen Stärken zu überzeugen, so wie hier mit diesem fantastischen Ausblick über das Rheintal. (Siehe Bild Eins ganz unten)

Bald danach laufen wir oberhalb von Rüdesheim und genießen den Blick auf Bingen und den Mäuseturm. Ich schwelge in Erinnerungen an meinen ersten Ultralauf 2003, von Koblenz nach Bingen am Rheinufer entlang. Immer wieder bietet uns der Herbst das leckerste Catering in Form von Beeren und vor allem äpfeln. Auch ein kleines Eichhörnchen läßt uns bis auf wenige Meter heran kommen, so beschäftigt ist es mit der Futtersuche.

Blick in's Rheintal mit Morgen-Nebel


Wie von selbst kommen wir zum Kloster Hildegardis, wo wir unsere Trinkblasen wieder füllen können. Hier am Süd-Ende des Rheinsteigs sind die Burgen, Schlösser und Klöster bewohnt und gepflegt, Ruinen sind selten. Ein besonders schönes Beispiel dafür ist z.B. das Schloß Vollrads, was wir bald darauf erreichen.

Bingen mit Mäuseturm


Dann dürfen wir auf einmal nicht weiter: ein netter Mann mit langen grünen Mantel und langem braunen Gewehr verwehrt uns wegen einer Treibjagd den Weiterweg. Aber nicht mit mir, nicht heute. Ich bin dem Rheinsteig jetzt 280km gefolgt, bei Regen und Sonne, ich will und werde jetzt nicht davon abweichen. Wir gehen weiter und stören dabei die Tiere bestimmt nicht mehr als die Jäger.

Am Kloster Eberbach füllen wir unsere Rucksäcke wieder auf und bereden uns ein Bischen, denn Markus kann nur noch wandern. Ich will die Strecke heute unbedingt beenden und ich würde sie gerne mit Markus gemeinsam beenden. Der ist aber platt. Ich erinnere mich daran, wie wir uns bei der ersten Etappe von einander getrennt haben, und wie er beim Rheinsteig-Nachtlauf von Linz nach Bonn am Drachenfells auf gegeben hat. Mir widerstrebt es, ihn schon wieder gehen zu lassen, also gehen wir gemeinsam, zusammen. Wir GEHEN, machen eben einfach einen Wandertag und machen weiter.

Verpflegungs-Station im Baum-Design


Kurz darauf kommt das größte Mühlrad, das ich je gesehen habe. Ich frage mich welches Drehmoment hier wohl ein guter Wasserschwall bringen kann. (Siehe Bild unten)

Größtes Mühlrad


Aber der Rheinsteig hält noch mehr Wunder parat. Als Teil eines so genannten Quarzgangs, ragen die beeindruckenden Felsen des Grauen Steins plötzlich aus dem Waldboden. Vor Urzeiten ist hier in einem breiten, viele Km langen Riß glühendes Magma aus dem Boden gekommen und als Quarz erkaltet. Die Erosion hat das weichere umgebende Material abgetragen und nur diese Formation stehen lassen.

Frauensteiner Quarzgang


Der Tag war schön und relativ flach, aber lang. Marschieren zieht alles so unglaublich in die Länge. Endlich fällt der Weg spürbar Richtung Wiesbaden ab und führt schon durch die umgebenden Schrebergärten. Die Km werden jetzt einstellig und der Weg langweilig, städtisch. Es gibt Verkehr, Ampeln, Autos, alles Dinge, die auf den vergangenen 320km Rheinsteig nicht vermißt habe. Aber egal: selbst wenn der Weg jetzt durch eine Tiefgarage ausgeschildert wäre, würde ich ihm bis zum Ende folgen. Es geht flach am Rheinufer entlang und die Sonne steht schon tief, aber wir marschieren immer weiter.

der letzte Kilometer


Als letzte kleine Gemeinheit, bleibt der Weg bis zum letzten Moment unten am Wasser und das Ende unsichtbar, bis ein kleiner Schwenk des Weges uns plötzlich vor das riesige Schloß Biebrich bringt. Das war's, fertig, Feierabend. Irgendwie habe ich mir das Ende spektakulärer vorgestellt, irgendwie ergreifender. Ich kann nicht weinen, weil einfach nicht so überwältigend ist, heute hier an zu kommen. Komisch, früher hat mir ein Marathon gereicht um Freudentränen wie Bäche rinnen zu lassen. Heute müssen es wohl 100Meilen-Trails sein.

Diese Zeilen schreibe ich viele Monate nach der Ankunft und ich kann beruhigt feststellen, daß mir das Finish des Rheinsteigs doch eine ganze Menge bedeutet. Es war ein großes Projekt und ich bin sehr Stolz, daß ich's geschafft habe.

Fazit dieser Etappe: schön, aber unspektakulär, vor allem das Ende.
Fazit aller sechs Etappen: mit die schönsten Stunden und Läufe meines Lebens:
DANKE an alle die diesen tollen Weg planen, bauen und ermöglichen!
DANKE an meine Familie die mir die Freiheit und Stärke gibt
DANKE an meine Freunde, die mich begleitet haben.

Finish





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