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Walter Wagner - 60 km ist etwa die Hälfte des 100 km Laufs von Biel, lassen wir uns da nicht von den Mathematikern in die Irre führen

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2008 - Westerwald

Geschrieben Mai 2008

Was für eine geballte Ladung Spaß! Am Vorabend haben wir bei lieben Freunden gut gegessen und sind dann gegen 23:00 gemeinsam auf eine Mai-Party gegangen. Dazu muß ich sagen, daß ich seit meiner Hochzeit vor gut 10 Jahren in keinem Club (damals hieß das noch "Disco") mehr war. Die Musik war laut, aber da meine Sturm-und-Drang-Jahre Anfang der 90er lagen, war für mich der Techno-Anteil zu gering. Das abgehackte Gestammel von heute (Rap oder so?) oder die weichgespülte Neuaufnahme irgendwelcher Uralt-Schnulzen ist nicht meine Welt. Trotzdem war's super lustig und ich war allerbester Laune, als wir gegen 04:00 früh mit dem altvertrauten Pfeifen im Ohr wieder zu hause waren. Kurz mit dem Hund raus, Laufsachen packen und noch einen Kaffee aufsetzten: schon klingelt Markus an der Tür.

Wir kommen um kurz vor sieben in Rengsdorf an, die Beschilderung zum Start ist vorbildlich. Allerdings ist es noch ziemlich schattig, um nicht zu sagen schweinekalt. Da es heute nämlich bis erstmalig über 20°C werden soll habe ich nicht genug warme Sachen dabei, so daß wir noch bis kurz vor Start im Auto bleiben. Am Start treffen wir dann die üblichen Verdächtigen, FunRunny, Bugsbunny, Dagmar, Georg, Wolfgang, Alexander... Fast ein Familienausflug hier! Da ich zur übung mit Stöcken laufe, werde ich von einigen Angesprochen und etwas skeptisch betrachtet. Ich bin nämlich der Einzige mit Stöcken! Mmm, nun gut, ich bin's gewohnt auf zu fallen und lebe nach dem Motto: "Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert".

Los geht's, wir traben locker durch den Wald. Gleich am Anfang wird mir klar, daß ich zu weit hinten stehe und versuche ein paar Meter Boden zwischen mich und meine Lauf-Peergroup zu bringen. Im Klartext ich überhole nach vorne und lasse die, mit denen ich sonst so laufe, hinter mir :-)) Meine Devise für den Tag lautet: schnell, aber nicht am Limit, heizen ohne mich zu verbrennen.


An diese schnellen Jungs hänge ich mich dran

Nach gut 10km bekomme ich an einer Verpflegungsstelle Wolfgang zu Gesicht. Oh-Ha! Mein Selbstbewußtsein wächst gewaltig, denn der ist sonst eine ganz andere Liga als ich. Gleichzeitig meldet sich bei mir die Angst, zu schnell zu sein, und am Ende wieder in den Kriechgang zu müssen. Die Lektion vom Dodentocht 2007 habe ich noch zu frisch in Erinnerung. Trotzdem kann ich der Versuchung nicht widerstehen und hohle zu Wolfgang auf. Dann kommt der erste lange Anstieg, ungefähr bei Km 17 und die Gruppe zieht mir gnadenlos davon. Die laufen einfach den Berg hoch! Ich stelle ernüchtert fest, daß die anscheinend doch um einiges stärker sind als ich, und schalte auf Wandern um. Insgeheim hoffe ich auf eine Situation wie bei der Brocken-Challenge dieses Jahr, wo mich an dem langen Entsafter zwischen Km 42 und 60 so viele laufende überholt haben, die ich vor dem Gipfel alle wieder eingesammelt habe.

So die lange Steigung hoch wandernd, kann ich grade was zur Strecke sagen: der herrliche Frühlingstag kleidet alles in herrliches Frühlingsgrün und zaubert einfach auf jedes Gesicht ein herrliches Frühlingslächeln. Dazu ist tatsächlich JEDER Km einzeln ausgeschildert. Und das bei einem 50er Geländelauf. Top! Dazu gibt es alle paar Km super-freundliche Verpflegungstellen mit Wasser und Iso-zeug und an jeder zweiten davon sogar Essen. Die Runde besteht zu 90% aus gut zu laufenden Forst- oder Wanderwegen, nur ab und zu müssen wir durch einen Ort. Was mir auffällt ist, daß die Strecke sich immer für eine Richtung entscheiden kann, Steigungen, Gefälle oder Flachstücke sind meistens mehrere Km lang.

Bei Km 34 sehe ich plötzlich wieder Wolfgang vor mir, der heute unfreiwillig von mir als persönlicher Wetzstein mißbraucht wird. Wir sind wieder ein paar Km zusammen, bis ich mich so ganz allmählich nach vorne davon schleichen kann. Dabei laufe ich auf Stephan auf mit dem ich ein paar bischen plaudere. Allerdings kommt dann bei Km 40 die harte Phase des Laufes in Form eines langen, langen Gefälles. Es geht bergab und wir rennen und rennen und rennen auf einem breiten Forstweg am Südhang eines lieblichen Tals runter. Bei jeder Windung des Weges hoffe ich, daß der Weg endlich den Talgrund erreichen möge, aber das Tal windet sich wirklich bis zum Ende meiner Oberschenkel, bevor wir endlich unten sind: aua. Alleine gehe ich die 500m bis zur letzten Verpflegung bei Km 45, wo ich mich erst mal setzte.

Wunderschön, oder?


Mein Körper findet, daß vier Stunden ausgelassenes Tanzen und fünf Stunden engagiertes Laufen ohne Schlafpause dazwischen eigentlich genug sind. Hier ist überredungskunst gefragt. Ich greife zu den bewährten Motivationshilfen: Riegel und MP3-Player. Während ich Riegel-Schmatzend die Steigung hoch gehe, suche ich den richtigen Sound für den Rest. Dann ist es soweit, die Endbeschleunigung nach Peter Greif kann beginnen: jetzt gibt's richtigen Techno auf die Ohren und schlagartig bin ich wieder voll dabei: jetzt werde ich mich doch nicht auf den letzten Metern noch eintüten lassen! Die einzelnen Km-Schilder sind natürlich grade jetzt in der Endphase Gold wert und ich fresse sie geradezu im Vorbeilaufen. Kurz bevor das Feuer ausgebrannt ist, quasi mit der letzten Schaufel Kohlen, erreiche ich das Ziel, wo Stephan noch steht und Trinkt.

Da oben ist die Verpflegungsstelle


Uff, ich bin völlig fertig, kaputt und am Ende. Erst mal setzten und in Ruhe freuen. Ein Blick auf die Uhr sagt glaube ich 13:29 Uhr, also gut 5:30 h:mm Laufzeit: supi! Ich schlurfe zum Freibad, setzte mich auf die Wiese und plaudere noch etwas mit Stephan, bevor ich dann zum Auto gehe um meine Anziehsachen zu holen. Kaum bin ich umgezogen, kommt auch schon Markus angetrabt: Junge, daß hätte ich nicht gedacht! Auch supi!

Laufen hinter Stephan


Fazit: ein ganz toller Lauf und ganz herzlichen Dank in Wolfgang, ohne den ich nicht so schnell gewesen wäre!



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