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2012 - Abschied nach hause

Geschrieben März 2012

Heute Abend ist ein besonderer Abend: zum ersten mal seit vielen Monaten habe ich ein Wochenende für mich ganz allein. Ich packe langsam meine Laufsachen, die kurze Hose von Brooks, in der ich schon so viele Km gelaufen habe und die neuen Thoni Mara-Klamotten. In meinen Raidlight-Rucksack, den ich mir 2009 für den UTMB gekauft habe kommen noch Wechsel-Sachen. Und dann geht es los.

Ich laufe aus meiner Haustür und es ist wie früher, als ich noch so fit war, dass ich nach einem langen Arbeitstag noch 97km-Trainings-Läufe machen konnte. Ich laufe durch die Nacht und fühle mich endlich wieder zu hause. Ich bin wieder da, wo ich sein will. Ich laufe.

Zu Fuß in der Natur gibt eine einzigartige Freiheit. In jedem einzelnen Augenblick kann ich mich völlig frei entscheiden, wo ich hin will. Vorwärts? Umdrehen? Nach links oder rechts? Oder einfach stehen bleiben? Was immer ich will: ich kann es sofort machen. Keine Straße gibt den Weg vor; der Weg, den ich laufe, entsteht in meinem Kopf, einfach in dem ich ihn laufe.

Tiefe Glückseligkeit erfüllt mich. Ich spüre, wie mein Atem mich füllt und mein Körper endlich wieder den geliebten Rhythmus laufen darf. Es ist, als dürfte ich nach Jahren mit Knebel endlich wieder eine vertraute Melodie singen. Das Gefühl wird noch verstärkt durch die Leguanos, die meine Füße fast schweben lassen und mein Laufen so weich und völlig geräuschlos machen. Dieses Gefühl von absoluter Freiheit und völliger selbstbestimmter Autonomie kann wohl nur ein Läufer in der Nacht haben. Es ist wunderbar.

Ich habe diesen Abend so sehr für mich, weil meine Kinder inzwischen so groß sind, dass sie heute Nachmittag zum ersten mal allein mit der S-Bahn fahren durften. Ich erinnere mich noch genau an die vielen Tage, an denen ich mit meinem Sohn die Busfahrt zu seiner Schule geübt habe. Das war damals, vor seinem Wechsel von der Grundschule auf die Weiterführende. Und heute kann er die Strecke, die ich ihn sonst immer mit dem Auto bringen musste, alleine bewältigen. Ich spüre, wie ich mit meiner Aufgabe, meinen Kinder bei zu bringen, wie sie sich selber ein glückliches Leben schaffen können, heute ein großes Stück näher gekommen bin. Eine riesen Verantwortung fängt an leichter zu werden. Im Leben, wo es sonst immer einen Schritt vor und häufig auch gleich einen zurück geht, ist mir heute ein ganzer Kilometer geschenkt worden. Nein, nicht geschenkt: ich habe ihn mir erarbeitet und ich bin stolz auf mich und vor allem auf meine Kinder.

Die Spritpreise steigen und ein neues Auto könnte ich mir derzeit nicht leisten aber heute Abend wird mir klar, dass ich in ganz naher Zukunft auch ohne Auto klar kommen kann. Die Kinder können alleine fahren und ich hab so wie so das Fahrrad. Wenn das Auto morgen nicht mehr anspringt: es ist ab jetzt nicht mehr wichtig. Auch diese Erkenntnis macht meine Schritte leichter.

Und all diese Erleichterung und Befreiung und Entlastung kann ich jetzt sofort in einem wunderbaren Trainingslauf umsetzten: das Leben ist schön!

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