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2014 - Kampf gegen den Schweinehund in Moers

Geschrieben Mai

Das Desaster vom letztem Wochenende steckt mir noch in den Knochen. Das ich meine eigenen Erwartungen wieder nicht erfüllt habe, hat mich buchstäblich krank gemacht: fette Erkältung. BRRR.

Aber die Abwärtsspirale aus Enttäuschung -> Angst -> Verkrampfung -> noch mehr Enttäuschung muss unbedingt durchbrochen werden! Deshab bin ich heute nach Moers gefahren. Und deshalb habe ich hier beim Schlossparklauf Markus und Susanne als Support-Crew dabei. Sie glauben an mich, sie feuern mich an und vor allem: ich kann jetzt auf keinen Fall wieder aufgeben wie in Kerpen!

Wir fahren hin, melden im super-neuen Stadion nach und trinken Kaffee. Die Veranstaltung ist sehr gut besucht, viele hundert Teilnehmer, viel mehr als in Kerpen. Ich bin nervös. Ich habe Angst. Und ich bin erst seit gestern fieberfrei. Mmmmhh. Kann das gut gehen?

Start aus der dritten Reihe, laufen.

Der erste Kilometer leicht bergab durch den Park, leicht zu laufen: 3:42. Schöööhn!

Ich beschließe den zweiten Kilometer etwas langsamer zu machen und treffe mit 3:48 genau. Die Strecke schlängelt sich weiter durch den Park, das Wetter ist super. Und die Sache läuft immer noch rund. Weiter machen. Hart dran bleiben.

Der dritte Kilometer wird ganz hart. In Kerpen habe ich nach 2,5km auf gegeben, weil ich die Belastung einfach nicht länger ertragen wollte. Hier muss ich weiter. Susanne und Markus warten im Ziel! Ich muss Tempo raus nehmen und schaffe grade so 3:59. Uff. Argh.

Ich kämpfe gegen den inneren Schweinehund!

Jetzt kommt die ganz harte Phase. Meine Lunge brennt und meine Oberschenkel werden heiß und hart. Wo bleibt das Stadion? An der Ecke steht Markus und feuert mich an. Ich will unbedingt ein paar Schritte gehen und zwinge mich mit übermäßiger Willensanstrengung doch noch zu laufen. In meinem Kopf schreit es: "ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr!" Aber ich kämpfe weiter: 4:08.

Noch ist es möglich, es ist möglich. Kämpfen, jetzt. Gib alles! Da vorne kommt endlich, endlich, endlich das Stadion, aber ich muss noch eine halbe Runde drehen. Noch einer zieht vorbei. Ich weiß, er ist in meiner Altersklasse, aber ich kann nicht mehr gegen halten, nicht mehr kämpfen. Ich sehe den Zielbogen. Ich sehe die Uhr: 20:13

Ich kämpfe die letzten Schritte gegen die Tränen. Und ich zwinge mich, um Susannes willen, wenigstens durch den Zielbogen zu laufen. Wenn Susanne und Markus nicht da wären: ich wäre 5m vor der Zeitnahme von der Strecke gegangen einfach nur um keine Finisher-Zeit von über 20 zu haben. So aber trabe ich doch durch den Bogen und gehe dann auf dem Rasen zu Boden.

Erst mal runter kommen!

Wütend, traurig, enttäuscht. Ich werfe meine Schuhe. Ich werfe meine Startnr. Und ich huste mir die Lunge aus dem Leib. Scheiß Erkältung. Markus und Susanne sind da, beruhigen und trösten mich. Ich gehe in den Park, will niemand sehen und niemand sein. Und im Park, eine viertelstunde nach meinem Zieleinlauf, sehe ich immer noch Läufer auf der Strecke. Die sind immer noch unterwegs. Und dafür, dass ich gestern noch Fieber hatte, sind 20:13 nicht schlecht. Und ja: ich habe es geschafft meinen inneren Schweinehund zu überwinden. Ich kann die Anstrengung, die Schmerzen, die Belastung aushalten.

Ich gehe zurück zum Stadion und trinke eine Cola. Und dann merke ich, dass ich mein Ziel für heute "Durchhalten" geschafft habe. Der Bann ist gebrochen; wenn ich wieder richtig gesund bin, wird es mit den 19:xx schon noch klappen. !

Urkunde



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