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Dana Bandy - I was running so fast it was like the trees were standing still

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2017 Blegny

Geschrieben Dezember 2017

Eigentlich wollte ich nur Tobi zum Geburtstag gratulieren. Ich hab gefragt, was er am Wochenende so macht, ob er Lust hat, mit mir zu laufen. Und Tobi hat mir von einem kleinen Trail in Belgien erzählt: 53km, 2000Hm. Bingo: ich bin dabei! Am Samstag morgen war ich um sechs bei ihm und wir sind zusammen nach Blegny vor den Toren Lieges gefahren. Nachmelden, Kaffee trinken, startbereit. Wird das heute mein erster Ultra 2017? Tobi rechnet mit sechs bis höchsten sieben Stunden.





Am Anfang durch den Ort bergab, kleine Trail-Pfade wechseln mit grauem Asphalt. Tobi macht klar, dass er bei mir bleiben wird. Er ist viel stärker als ich, viel fitter, viel länger Beine. Aber er hat mich hierhin eingeladen und er wird bei mir bleiben. Gleich am Anfang kommt noch Thomas zu uns. Tobi und Thomas kennen sich von früheren Läufen und verstehen sich gut. Ich fühle mich gehetzt, unter Druck. Die sind so fit und ich bin so langsam! Das Laufen macht mir Spaß, aber als ich kurz zum Pinkeln anhalte spüre ich mein Herz. Puls zu hoch, deutlich zu hoch! Ich beschließe den Druck aus zu halten und langsamer zu machen. Ich mache hier mein Rennen, mein Ding, meinen Ultra. Und wenn die Hardcore-Raider Tobi und Thomas sich mit mir Schnecke abgeben wollen: gerne. Aber ich lasse mich nicht hetzten, bremse mich bewusst.





Immer wieder überwinden wir steile Abraumhalden. Und SCHLAMM! Ich liebe Schlamm! Hier gibt es reichlich davon. An den Halden grauen, rutschigen Schleim. Im Wald schweren schwarzen, teilweise stinkenden Matsch. Dazu morastige Wiesen und braune Bachtäler. GEIL. Anstrengend aber geil! Genau mein Ding. Die vorgegebene Strecke verläuft teilweise mitten durch den Wald und heftige Steigungen und Gefälle. Wir brauchen oft unsere Hände und hangeln uns an Bäumen, Büschen und Wurzeln entlang. Vieles ist so steil bergauf oder bergab, dass wir nur klettern oder bestenfalls Wandern können. Laufen ist tatsächlich ehr die Ausnahme. Bei Km 20 sind wir drei Stunden unterwegs, mein Trinken ist alle und ich bin unfitt. Ich rechne mir aus, dass wir gut acht Stunden bis in's Ziel brauchen und hoffe, dass es dann noch hell ist! Ok, ich habe zur Sicherheit im letzten Moment die große Werkstatt-Lampe aus dem Auto mit genommen, aber ich hoffe sehr, dass wir die nicht brauchen. Endlich kommt bei km 22 der erste VP.





Weiter, hart und schwer. Ich habe mein Tempo jetzt perfekt auf mich eingestellt: bergauf bin ich ne Schnecke, in der Ebene wenn möglich locker traben, bergab ohne Hirn ballern: ich bin jung und brauche den Spaß. Je wilder das Gelände, desto öfter falle ich hin, rutsche ich aus, wälze mich im Schlamm. Aber ich liebe es! Ich bin vorsichtig aber nicht ängstlich und könnte die beiden anderen auf den harten Downhills abhängen. Aber an der nächsten Steigung sind wir alle wieder zusammen. Passt. Leider verliere ich bei dem unvernünftigen Unsinn meine Trinkflasche. Durst.





Bei Km 42 erreichen wir den zweiten VP. Tobi und Thomas laufen nicht mehr vor, mein Tempo passt ihnen jetzt immer besser. Im Gegenteil: inzwischen bin ich derjenige, der das Tempo hoch hält. Sonnenuntergang ist laut Navi um 16:35 und mir wird klar, dass wir das nicht schaffen. Aber fast. Und weiter. Halden, Gelände, Schlamm. Krass! Auf den 53km kommen tatsächlich über 2000 Höhenmeter zusammen und jeder davon ist hart! Fünf Kilometer vor dem Ziel wirft sich Tobi noch mal in den Stacheldraht. Jeder von uns hat davon heute schon mal was abbekommen: kleine rutschige Trails an Weiden entlang, da muss jeder bluten. Aber Tobi erwischt es heftig, Thomas und ich brauchen sicher zwei Minuten, bis wir in wieder los gehakt haben!



Dann sind wir da, endlich! Letztes Abendlicht und wir traben nach 8:44h:mm zu dritt in die Halle. Ablaus, Begrüßung. Aua.



Fazit: geile Veranstaltung, wirklich!


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