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unbekannt - In a 100 mile race the physical power is 90%, the mental stuff are the other 90%

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2018 - KölnTrail

Geschrieben März 2018

Ultra kann so einfach sein! Oliver Witzke hatte für Freunde den Kölntrail organisiert, ein schöner gemeinsamer Trainingsultratrail über 80km von Wuppertal nach Köln. Kein Stress, kein Wettkampf, kein Regen, keine Probleme, keine Sorgen. Ok, das stand jetzt nicht GENAU so in der Ausschreibung... War aber so!

Aufgrund einer Straßensperre fuhr kein Bus, also bin ich um 05:30Uhr die paar KM zum nächsten Bahnhof getrabt: DANKE, dass ich gewarnt war, sonst hätte ich auf den Bus gewartet, den Zug verpasst, den Tag versaut, Weltuntergang... Aber ich war gewarnt und wusste, dass kein Bus kommen würde und hab das frühe Zwitschern der Vögel genossen. Das wunderbare an dieser erste Stunde, wo ich alleine unterwegs bin, ist die Mischung aus ganz sichererer, vertrauter Routine und der Aufregung vor dem Lauf. Jeder Handriff sitzt, ich kenne jedes Teil meiner Ausrüstung im Schlaf. Ich weiß genau, was heute kommt; spüre mich wie schon all die langen Jahre. Und doch ist heute ein Lauf - ein großer Lauf. Es ist immer wieder das erste Mal. Jedes mal. Wow, Kribbeln, Gänsehaut. Geile Mischung!

Der Zug kommt pünktlich und mein Guide des Tages, Andreas, sitzt auch schon drin. Ich will ihm zwar den ganzen Tag folgen, aber dass das jetzt schon anfängt...

Wir legen noch ein paar Stationen mit der Schwebebahn zurück und sind am Start am Stadion am Zoo von Wuppertal, wo schon einige Läufer sind. Es ist kalt, so minus drei Grad. Nicht eiskalt, keine minus dreißig Grad, aber kalt. Letztes WE bin ich bei 15°C im T-Shirt gelaufen, heute habe ich über dem T-Shirt ein Longsleeve, eine Fleece-Jacke, eine Laufjacke und einen Müllsack. Und trotzdem stehe ich mit den anderen Läufern wie die Pinguine zusammen und zittere. Brrr.

Olli sagt ein paar Worte und los geht's. Und ich glaub es kaum: da läuft doch echt ein Typ mit T-Shirt! Den Mini-Laufrucksack leger über die linke Schulter geworfen. Gehört der zu uns? Ich spreche den jungen Mann an und biete ihm meine Reserve-Jacke an. Er lehnt höflich lächelnd ab und bietet mir seinerseits seine Reserve-Jacke, die er in seinem Rucksäckchen hätte, an. Ich komme aus dem Staunen nicht raus: Schnee, kalter Wind, langsames Tempo und alle Anderen in dicker Winter-Montur und er im T-Shirt? Und er erzählt, ich staune: Martin ist erst 19, hat aber letzten Monat die Brocken-Challenge in 10:05 gefinished!

Wir sind ca. 30-40 Läufer in lang gezogener Gruppe. Ich bleibe immer vorne bei Andreas, dem Guide. Wir traben, wandern, marschieren und manchmal laufen wir sogar ein bisschen. Aber gaaanz langsam. Es schneit ein paar nette Flöckchen, mehr so zur Deko. Der Boden ist fest, aber nicht hart und ich komme mit meinen Salomon Speed-Cross gut voran. Richtige Schuh-Wahl, perfekter Tag. Am ersten VP sind die Hähne der Wasserkanister zugefroren: da geht nichts. Aber es gibt genug andere Getränke und ich habe mir nicht nur Mars-Riegel und ein paar Gels eingepackt, sondern auch eine Flasche dabei. Die wird schnell gefüllt und dann kann ich weiter. Mir wird kalt.

Auf schönen Trails schlängeln wir uns durch den Wald. Wir laufen zwar von Wuppertal bis Köln, aber nicht auf direktem Weg, sonst würden wir die 80km nicht voll kriegen. Also hat Oli ein paar schönen Schleifen eingebaut, die wir jetzt genießen. Unter anderem queren wir ein paar Gleise, die zu einer historischen Straßenbahn gehören. Andreas berichtet, dass hier im Sommer sogar ab und an noch Bahnen für Touristen fahren. Kaum gesagt, kommt tatsächlich so ein Wagen vorbei! Tolle Orga, Oli!

Auf dem Trail gibt es immer wieder kleine Bäche, die wir überqueren müssen. Meist gibt es Brücken, manchmal Trittsteine und manchmal sucht sich halt jeder selber den Weg. Ich muss wie üblich übertreiben. Ich bin jung auch brauche den Spaß.


Dank an Martin für dieses Bild!

Unsere Gruppe zieht sich immer weiter auseinander. An den VPs warten wir immer länger auf die Nachzügler und ich friere dabei immer mehr. Es ist aber nur das normale Frieren durch äußere Kälte. Kalt, aber auszuhalten. Ich weiß, dass ich bei Erschöpfung den richtigen Schüttelfrost bekomme: das fühlt sich dann richtig kalt an! Im kalten Wind an den VPs stehen ist nur unangenehm, nicht schlimmer. Der Einzige, der nicht friert, ist der Sibirische Husky, den einer der Läufer dabei hat. Ganz toller Hund! So lieb, so freundlich, so gut erzogen. Großartig!

Irgendwo bei Schloss Burg teilt sich die Gruppe dann offiziell: es gibt eine langsame Gruppe die im 7:30 min/km Tempo davon schleicht und eine noch langsamere Gruppe. Ich bin noch total fit und erholt und ausgeruht und könnte ein bisschen Bewegung gegen die Kälte gut vertragen. Also bleibe ich vorne bei Andreas. Läuft bei mir. Perfekter Tag! Wir sind neun Läuferinnen und Läufer, drei von uns sind etwa bei Marathon erst eingestiegen und es geht gut voran. Mir geht es nicht nur körperlich super, sondern auch innerlich. Wir laufen nach Hause, nach Köln und kommen immer näher. Ich kenne jetzt die Gegend und ab der A1 fühle ich mich in meinem Revier. Der König kehrt heim in sein Reich. Gefühlt. Großartig.
Eifgenbachtal. Wie oft war ich schon hier! Ich kenne hier jeden Baum, jeden Stein, jedes Flüsschen, was wir überqueren. Dann wieder ein paar neue Pfade, unbekannte Übergänge zu wieder vertrauten Wegen. Bergisches Land.

Es ist jetzt später Nachmittag und wir erreichen den Altenberger Dom, wo Oliver am Restaurant Wißkirchen einen VP der Sonder-Klasse für uns bereit hält. Ich bin hier auch sonst gerne, weil es sehr leckeres Essen mit gemütlicher Atmosphäre und gutem Service gibt. Im Sommer im Biergarten, im Winter in der Gaststube. Wir kommen dort an und es geschieht das Wunder: die Tür öffnet sich und die Kellnerinnen und Kellner bringen uns große Tabletts mit warmen Bergischen Waffeln und KAFFEE! Richtigen heißen KAFFEE! Und dazu eine vegetarische Gemüse-Suppe! Köstlich! Der kulinarische Höhepunkt des Tages! Oliver erzählt noch was über Stirnlampen, aber es ist netter Nachmittag und ich ignoriere den Hinweis.

Die 7:30er sind jetzt doch einen halben Schritt schneller, als ich mich fühle. Ich muss mich jetzt zum ersten Mal heute anstrengen. Der Weg ist doch lang. Als ich einmal zurück bleibe, um ein paar Bilder zu machen, brauche ich eine ganze Zeit, bis ich wieder an der Gruppe dran bin. Meine Mars-Riegel sind alle (drei Stück bis Marathon) und ich sauge mir alle 10km ein Gel rein. Das ist bei den Temperaturen auch viel leichter als die zähen Riegel.
Und dann kommen wir in ein Wäldchen und es ist Nacht. Mmmm, jaaaa, Oliver hatte da vorhin was von den Lampen gesagt... ich erinnere mich. Hatte wohl doch Recht, der alte Fuchs... Natürlich haben alle Anderen brav ihre Lämpchen auf dem Kopf, nur ich wieder nicht. Egal: so müde bin ich nicht. Lampe auf und den Anderen erst mal gezeigt, was 'ne richtige Beleuchtung ist.

Ein letzter VP an einem Parkplatz im Wald. Es ist dunkel, es ist kalt. Und wir sind nur noch Wenige. Die Gruppen sind zerfallen. Ich bin immer noch bei Andreas, jetzt nicht mehr Andreas Häusler, der gut 100m vor mir ist, sondern Andreas Leischker. Noch wartet der Guide an den Ampeln auf uns. Ampeln? Ja: wir sind in Köln. Stadtgebiet. Straßenverkehr, Abgase, Asphalt. Jetzt tun meine Knie weh und hier sind die Salomon Speed-Cross völlig ungeeignet. Das aggressive Profil, was beim Laufen in Schlamm und Wald so große Vorteile bringt, ist hier viel zu weich, zu wenig Feedback. Egal, wir sind am Rhein und wir sind gleich da.

Dann sehe ich den Dom! Da steht er! Beleuchtet und in voller Pracht. Andreas und ich sind alleine, aber hier finde ich den Weg. Hohenzollern-Brücke mit den vielen, vielen Schlössern und grade rüber zum Dom. Noch ein paar Schritte und wir sind am Portal. Es ist kurz vor Neun und ich lege meine Hand an den Stein und singe aus vollem Herzen: "Denn ich bin nur ne Kölsche Jung". Die Domplatte ist voll, aber nur Touris. Keiner singt mit, alle glotzen doof. Isch laach misch kapott. Andreas wundert sich mit müdem Lächeln. Egal, ich bin jung und brauche den Spaß.

Ich begleite Andreas noch die paar Meter zum Oliver und verabschiede mich dann zum Bahnhof. Heimfahrt.
Als ich aus dem Zug steige, erlebe ich dann doch noch die volle Packung Kälte: jetzt bin ich erschöpft komme aus dem warmen Wagon und muss noch die 2km bis nach hause laufen. Uhhh, kaaalt. Aber machbar. Perfekter Tag!

Fazit:80 tolle KM! Perfekter Tag! Supper jeile Zig!

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