2006 - Die Harzquerung
geschrieben April 2006
Man sagt aller guten Dinge sind drei. Das stimmt zumindest für die Läufe im Harz:
nach Brocken-Marathon
und Brocken-Challenge
wollten Markus und ich diesmal die 51km lange
Harz-Querung in Angriff nehmen. Denn "Harz" ist nicht nur Synonym für Armut (für die Einen)
oder Korruption und Dienstreisen nach Brasilien (für die Anderen), sondern auch ein wunderschönes
Laufrevier mitten in Deutschland.
Die Anreise am Freitag abend hat problemlos geklappt, sogar die vom Veranstalter zur
Verfügung gestellte übernachtungsmöglichkeit in einer Sporthalle haben wir auf Anhieb gefunden.
Da ich durch den Bericht über diesen Lauf von Jens Vieler auf
dem Steppenhahn schon vor dem knarrenden Hallenboden
gewarnt war, hatte ich Gehörstöpsel dabei, was sich als sehr sinnvoll erwies. Einen Wecker
habe ich nicht gebraucht, ab fünf Uhr nahm der Betrieb in der Halle kontinuierlich zu, so daß
ich nur bis ca. sechs Uhr gedöst habe. Danach sind Markus und ich aufgestanden und haben erst mal
Kaffee gemacht. Dann haben wir mit Bernhard, der grade in die Halle kam, gefrühstückt.
Da
das Orga-Büro, die Gepäckaufgabe und die Starnummern-Abhohlung auch in der
Sporthalle unter gebracht waren, haben wir die letzten Vorbereitungen rasch erledigen können.
Wir haben Dusch- und Wechsel-Sachen in einem Sack nach Nordhausen aufgegeben und den Rest im Auto verstaut.
Draussen war es ungemütlich frisch (im Volksmund auch schweinekalt genannt) und feucht,
so drei bis vier Grad plus. Von der Halle zum Start sind es etwa 10 Minuten gemütliches
Gehen durch den Ort: einfach der Masse nach. Ich hatte meinen Trinkrucksack dabei, weniger
weil die Verpflegungsstellen 10km auseinander liegen, sondern um während des Laufes
auf das angekündigte Aprilwetter eingestellt zu sein. (Regenjacke, Fliespulli, T-shirt,
Kopftuch, Klopapier, Riegel und Gel, Kamera, Handy, mp3-Player, ..) Ups, jetzt beim Schreiben
begreife ich, warum mir das Ding so schwer vorkam 8-)
Die ersten drei oder vier km nach dem Start ist erst mal Wandertag weil es von Anfang an sehr
steil den Berg rauf geht. Außerdem haben sich die Läufer noch nicht so weit verteilt und auf
dem schmalen Pfad ist das überholen zwar möglich, kostet aber viel zu viel Kraft. Also hinten
anstellen und warten, bis der erste Berg vorbei ist.
Bis zur ersten Verpflegungsstelle führt die Strecke durch hohe alte Fichten- und Kiefern-Wälder
ohne breiter zu werden. Nur ab und zu gibt es mal für ein paar hundert Meter die Möglichkeit
sich auf einem Forstweg aus zu ruhen, ansonsten bleibt es bei den schmalen Trampelpfaden. Die sind allerdings
hinreichend gut markiert, so daß man sich eigentlich nicht verlaufen sollte. Ok, man kann sich bei der
Harzquerung nicht wie beim
Röntgenlauf
von Schild zu Schild ins Ziel hangeln, aber überall da, wo es notwendig ist, findet sich auch eine Markierung.
Ich bin
alle Steigungen gegangen und hatte eigentlich vor, es auf den Gefälle-Strecken ein
bisschen zügiger an zu gehen. Das ging aber oft nicht, weil es so steil war, daß ich auch bergab
vorsichtig gegangen bin. Vor allem, weil der Weg durch den Tagelangen regen und die vielen Läufer vor mir
gnadenlos verschlammt war. Ich habe einige Läufer gesehen, die sich hier eine unfreiwillige
Fangopackung geholt haben. Durch so viel Matsch und Schlamm musste ich
seit
Dodentocht nicht mehr laufen.
Das Wetter hat eindeutig gehalten, was es versprochen hat: April vom Feinsten! Regen, Nieselregen,
starker Niederschlag und ab und zu mal ein Schauer. Dazwischen auch mal Schnee und Hagel, damit es nicht
langweilig wird, und sogar die Sonne habe ich ein paar mal sehen dürfen. Meine Asics Trabuco hatten
glücklicherweise einigermassen Grip, so daß ich mir eine Schlammpackung ersparen konnte.
Durch diesen kleinen Vorteil konnte ich mich, auf einem der steilsten Abhänge, von Bernhard und
seiner Hündin Cora, absetzten. Danach habe ich mich für ein paar Km zwei Damen aus Bedburg
angeschlossen, die 2004 mit mir zusammen an einer Etappe
der
Deutschland-Staffel teilgenommen haben.
Auf einem Punkt-zu-Punkt-Lauf über 50km, kann man schön beobachten, wie sich die Landschaft
verändert. Das gilt um so mehr für die Harzquerung, weil man hier nicht nur durch die Wälder
läuft, sondern immer wieder herrliche Ausblicke über die Berge und Täler hat. Die werden
nach Süden hin immer weniger schroff und weniger wild. Auch die Vegetation ändert sich sichtbar
und die Nadelwälder werden immer öfter von Laub- und Misch-Wäldern unterbrochen.
Das alles macht den Poppenberg, über den der Weg von km 36 bis 40 führt aber kein Bisschen flacher.
Ich war Tempomässig im Schongang unterwegs, schliesslich will ich in drei Wochen auf den
Rennsteig, und habe mich bis dahin konsequent von allen Anstrengungen fern gehalten. An dem drei bis vier km
langen Anstieg zum höchsten Punkt des Laufes ist mir dann aber doch ganz schön warm geworden.
Trotzdem habe ich diesen Lauf sehr genossen. Grade weil ich so locker unterwegs war. Das ist für
mich das aller schönste Gefühl: dieses leichte dahin traben. Ganz easy einen km nach dem anderen
fast schwerelos durch die Wälder gleiten und einfach nur Laufen lassen. Aber auch der höchste Berg
endet in einem sanften Tal (aus H.d.R.) und der Poppenberg macht da keine Ausnahme.
Entweder ist der Abstieg von dort tatsächlich nicht ganz so steil, oder ich hatte einfach
genug Glückshormone im Blut. Jedenfalls habe ich die gut 350 Höhenmeter auf 2,5km in einem
furiosen Downhill-Rennen vernichtet. Einfach nur Spaß und gegen alle guten Vorsätze, es
gemütlich bleiben zu lassen. Für mich waren diese Km die vieleicht härtesten das ganzen
Tages, mit Sicherheit aber die schnellsten. Zur Strafe sind mir die verbleibenden acht km von Neustadt
bis in Ziel nicht mehr ganz so leicht gefallen, obwohl es da nur noch drei kleine Hügel hatte.
Am Schluss führt der Pfad über eine höher gelegene Wiese auf Nordhausen zu.
Dabei hatte ich ein unbeschreibliches Hochgefühl, denn es ging leicht Bergab, das Ziel war schon in
Reichweite und sogar die Sonne hat sich blicken lassen. Perfekter kann man die Schlussphase kaum planen.
Nach 6:35 habe ich es geschafft!
Das Ziel ist übrigens genauso hervorragend organisiert wie der Start.
Zielbanner, Gepäck und warme Duschen liegen im Umkreis von nicht mal 30Metern zusammen!
Die Busfahrt zurück nach Werningerode ging dann erwartungsgemäss reibungslos.
Auf dem Weg nach hause haben Markus, der gut 20 Minuten nach mir eingelaufen ist, und ich noch mal
angehalten und zum Harz zurück geschaut. Eins ist sicher: wir kommen ganz bestimmt noch mal wieder!!
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