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2019 - P-Weg

Geschrieben September 2019



Ich bin nicht fit, ich habe zu wenig trainieren können, mein doofer Plantarfazilizeug tut immer noch weh... bla bla bla. Außerdem ist im Oktober UTLO und da will ich mich nicht heute schon kaputt machen. Also will ich beim P-Weg diesmal nur den Marathon, nicht die Voll-Version. Und ich habe auch keine Lust auf früh aufstehen, im Dunkeln fahren und Stress, deshalb fahre ich diesmal schon Freitag Abend nach Plettenberg.

Die Nachmeldung hat schon zu, als ich in Plettenberg ankomme, aber alles andere ist noch auf! Auf dem Markt ist fette Party, P-Weg-Wochenende ist viel mehr als nur die Läufe am Samstag. Jetzt, am Freitag Abend, sind die Kinder-Nachtläufe. Und Kinder auf Mountainbikes. Und Musik, alle Geschäfte offen, coole Beleuchtung... Läuft hier! Ich esse ne halbe Pizza aus einer Imbissbude, genieße den lauen Spätsommer-Abend und die Atmosphäre. Und ich vermisse mal wieder Markus, mit dem zusammen ich jetzt hier noch deutlich mehr Spaß hätte.
Etwa 22:00 gehe ich zurück zum Auto, was ca. 500m entfernt auf einem dunklen Parkplatz auf mich wartet und lege mich hin. Ein großer Kombi ist was tolles.

Ich wache auf, mache mich fertig und gehe runter zum Start-Bereich. Jetzt hat das Meldebüro auf und ich genieße, dass alles ist wie immer. Der selbe Platz, der selbe Ablauf, das selbe Schema. Das tut gut und gibt mir Kraft und Sicherheit. Ich frühstücke noch ein paar Brötchen, trinke ein paar Kaffee und bin um 08:30 am Start.


Es ist noch kühl und ich habe die Weste an, um warm zu bleiben. DIE Weste vom UTMB, auf der auch der Aufnäher von der TTdR ist. Die Zahl derer, die was fetteres vorweisen können, ist hier am Start überschaubar und es schmeichelt meinem Ego, dass das Signal sogar erkannt wird. Was die eigene Leistung betrifft, bin ich immer noch Angeber. Das hier ist Wettkampf, da darf man das.
Der Start geht gemütlich los: beim Marathon sind höchstens 100 Starter, schätze ich. Steil hoch bis zur Ziege, die wie jedes Jahr an der selben Stelle steht. Ok, früher war's mal ne Milka-Kuh, glaube ich, aber es ist vertraut.
Von oben habe ich einen tollen Blick über die Höhen und in den Tälern liegen die Nebel. Wunderbar. So, ganz exakt genau so, habe ich mir das gewünscht! Kein Stress, kein Sport: nur Spaß. Reine Erholung heute. Nur genießen, nur n Marathon, und ein wunderbarer Tag. Und bisher läuft das alles genau nach diesem Plan.

Ich bin langsam unterwegs, gefühlt zumindest. Ein Blick auf die Uhr zeigt mir aber, dass ich die 15km in zwei Stunden geschafft habe, obwohl es hier die meisten Höhenmeter hat. Die Sonne kommt raus, der Wald duftet wunderbar und ich trabe immer noch verhalten vor mich hin. Leider treffe ich keine perfekten LaufpartnerInnen, wie bei der Harzquerung oder beim Biggesee-Marathon, aber es läuft auch so gut.
Das geile an einem Marathon ist ja, dass man kaum warm gelaufen ist und schon die Hälfte geschafft hat! Im Gegensatz zum 71km Ultra, wo ich an der Halbmarathon-Marke noch lange, sehr lange vor mir habe, ist heute schon die Restmeter-Vermessung angesagt. Das fühlt sich großartig an! Also gebe ich ein bisschen mehr Druck. Die Hälfte ist geschafft und der Akku noch fast voll.


Was mich am P-Weg immer wieder begeistert, ist zum Beispiel die kleine Runde durch den Innenhof eines Altenheimes. So schön, dass die BewohnerInnen so Anteil an unserem Lauf nehmen. Na gut: sind auch die einzigen ZuschauerInnen an der Strecke, dass muss ich zugeben. Beim P-Weg sind etwa drei mal so viel HelferInnen wie LäuferInnen und fast niemand am Weg. Alle sind in Plettenberg auf der P-Weg-Party.
Seit meinem letzten P-Weg 2015 habe ich ein einschneidendes Lauferlebnis gehabt: meine TorTourdeRuhr. Und als ich diesmal an der Lenne entlang laufe und die Auen betrachte, ist die Erinnerung so stark in mir!


An einem der unzähligen VPs klingt Musik über die Wiesen: Hodiodiodioooo-di-jeeeehh von Andreas Gabalier. Und es passt grade so gut zu meiner Stimmung, dass es sich sofort in meinem Kopf fest setzt. Der ewige Ohrwurm. Allerdings ist mein Kopf zu klein für meine Begeisterung und ich singe beim weiteren Laufen, wann immer meine Luft es zulässt, aus vollem Halse. Hulapalu-di-je-di-jeeeehhh.... Geil!
Mich erfüllt das Licht, meine Füße finden den magischen Halt und ich renne mit wachsender Euphorie. Großartig, wenn ich bei jedem Schritt genau weiß, dass mein Fuß festen Boden berühren wird. Egal was kommt. Ich schaue viele Meter voraus, halte Ausschau nach den Markierungen und freue mich über Wald und Wiesen und habe trotzdem die absolute Gewissheit, dass der nächste Schritt passt. Ohne hin zu schauen oder nach zu denken, WEIß ich einfach, wo ich den Schritt machen muss. Keine Zweifel, keine Fragen, keine Unsicherheiten. Alles ist genau richtig, ich bin genau richtig. Läuft. Und ich bin schnell, viel schneller als ich erwartet hatte.


Bei einem krassen Downhill stehen in einer der Spitzkehren ein paar Helfer. Ein Vater mit seinem Sohn. Ich komme auf dem Gipfel meiner Laufbegeisterung den Berg runter gerast. Der Jugendliche ermahnt mich würdevoll zur Vorsicht und ich brülle nur im Vorbei-Brausen: "Rennen macht Spaß!" Und das fasst auch schon alles zusammen.
Kurz drauf bin ich in Plettenberg. Und wie anders ist heute hier alles, als 2015! Damals hat es aus Eimern gegossen und niemand war da. Heuer ist die Stadt voller Menschen. ZuschauerInnen, Kinder, andere LäuferInnen, Finisher... Alle da. Der Marktplatz ist gerammelt voll und es herrscht großartige Stimmung. In meinem Kopf ist immer noch Hodiodiodiodio...... und hätte ich keine Ohren, würde ich im Kreis grinsen.
Medaille, T-Shirt, ab da für. Geil.


Fazit: Der P-Weg ist als Marathon fast noch schöner als als Ultra.


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