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2022 - Kölntrail

Geschrieben März 2022


Es gab keine offizielle Ausschreibung, weil niemand sagen konnte, was legal sein würde und niemand Veranstallter sein wollte. Und ich fahre nicht wie 2018 mit dem Zug nach Wuppertal, weil im Zug eine Maske und bestimmte Impfungen verlangt werden. Also fahre ich mit dem Auto und sammele in Remscheid auch noch Jörg ein. Und dann ist alles wie immer. Wir treffen uns, wir lachen, wir sind zusammen. Und ich bin wie immer: laufen!

Seit Anfang diesen Jahres bin ich wirklich gesund. So richtig gut drauf. An den letzten Wochenenden habe ich jeweils mindestens 40km gelaufen, einfach so. Aus dem Auto aussteigen, 40km schweren Trail rennen und wieder einsteigen: ohne Essen, ohne Trinken, ohne Pause. Das konnte ich so schon viele Jahre nicht mehr. Die Fitness und Gesundheit macht mich glücklich! Und das Wetter passt dazu: Sonne ohne Ende.

Aber noch ist es kalt, knapp unter Null. Wir traben los. Erst mal hoch, denn der Bahnhof Wuppertal liegt im Tal und wir wollen heuer ein paar Trails mit Höhenmetern. Also erst mal durch die City und dann durch das Uni-Gelände, bis der Wald beginnt. Ich bin noch sehr in meinem Kopf, noch nicht hier. Gedanken kreisen. Angst um meinen Arbeitsplatz, Faschismus, Impfzwang und Krieg. Erst nach gut 10km komme ich im Lauf an. Ich werde warm, Jacke und LongSleeve verschwinden im Rucksack und ich trabe glücklich.

An einigen Stellen gibt es Differenzen mit Andreas, unserem Guide. Ich habe, wie die meisten anderen, den GPS-Track dabei. Ich auf meinem Garmin eTrex, Andreas und die anderen auf den Uhren am Handgelenk. Da wo der Track einen Weg ausweist, den es im Wald nicht gibt, sind Andreas und ich Anhänger verschiedener Philosophien: Andreas glaubt an den Weg. Er möchte den vorhandenen Wegen folgen, bis er einen findet, der ihn in die richtige Richtung bringt. Ich dagegen glaube an die Richtung: ich möchte in der richtigen Richtung laufen und dabei einen Weg bahnen. Symptomatisch für mich und vieles in der Welt. Ich sehe Parallelen. Auch, warum ich so viele Schrammen bekomme, sowohl beim Laufen als auch im Leben.

Irgendwo zwischen Km 12 und 15 war die erste Verpflegungsstelle. Die Partnerin einer der Läufer und deren Freundin mit einem Auto am Weg: Tisch mit Wasser und Leckereien. Danke! Mega! Ich fülle nur Wasser nach und trinke etwas aus meiner Flasche. Ca. 500ml. Riegel habe ich selber dabei und sonst brauche ich nichts. Weiter. Wir kommen bei Kohlfurt an dem Cafe vorbei, wo Annette und ich in der Sonne gesessen haben und auf der anderen Seite der Wupper am Cafe Hubraum wo ich mit meinem Sohn war. Schöne Erinnerungen. Mein Leben war und ist schön, trotz aller Sorgen. Die Menschen, die mein Leben so schön gemacht haben, die mich mit Liebe begleiten. Danke.

Nach der steilen Tal-Durchquerung an der Windfeiner-Brücke kommen wir zum Verpflegungspunkt Oliver. Ja: Oliver, My Friend, mit dem ich auch in Idomeni war. Wir umarmen uns. Ich habe mich sehr auf ihn gefreut und fühle immer noch die Verbundenheit mit ihm, die nur durch gemeinsame Missionen unter sehr schweren Bedingungen entsteht. Es ist ein sonniger Garagenhof mit leckerem Essen und ich fühle mich auch innerlich warm.

Dann kommt der Abstieg an der Müngstener Brücke ins Tal der Wupper. Der Tag ist echt blendend die Aussicht ist großartig und bei mir läuft es einfach. Bald sind wir bei Solingen-Burg. Ab hier habe ich letztes Wochenende schon eine Streckenerkundung mit Andreas und Philipp gelaufen und wir kennen die Strecke. Hier ist dann auch der übergang über die A1 in mein vertrautes Revier. Ich spüre allerdings eine gewisse Müdigkeit und leichtes Unwohlsein in den Beinen.
Früher hätte ich mit eisernen Willenskraft dagegen gehalten. Ich hätte mich durch alle Schmerzen durch gekämpft, den Weg gebahnt, getrieben von unbedingter Zielstrebigkeit bis zum Fanatismus. Weiter laufen um jeden Preis. Mit diesem Mantra habe ich großartige Leistungen wie den UTMB und die TTdR bewältigt. Aber der Sturm hat sich gelegt. Ich spüre, dass ich im Laufen zufrieden geworden bin. Die Midlife-Crisis, die ich gespürt hatte, ist überwunden. Ich muss nicht mehr, ich möchte nur noch genießen.
Also gehe ich entspannt durch das kleine Sumpfgebiet bei Beutelshufe und rufe am VP danach Markus an. Markus, mein alter Freund aus langen Jahren, wird mich in Altenberg einsammeln und nach Wuppertal fahren. Ich brauche nicht mehr bis zum Dom: die Freude am schönen Traillauf reicht. Den dunklen City-Teil spare ich mir heute. Und so treffe ich Markus an der vereinbarten Stelle, steige in sein Auto und wir fahren zusammen nach Wuppertal. Es läuft „unsere“ Musik, wir kommen gut durch und sogar mein Parkticket liegt da, wo ich es hin gelegt hatte (im Kofferraum).

Fazit: Alles ist gut. 57km in unter 9h und ich habe gar keine Schmerzen. Geil.

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